Chronik
Bei der Gründung des Schützenverein Rentfort im Jahre 1898 haben nicht die Beweggründe eine Rolle gespielt, die in den vorherigen Jahrhunderten Grundlage des Schützenwesens waren. Es war vielmehr die "neue Zeit" mit ihren starken und schnellen Veränderungen, die die Gründer bewog, einen Verein entstehen zu lassen, der sich zwar nicht gegen das Neue stellte, aber alte und gute Traditionen zu bewahren und zu" schützen" suchte. Am Anfang der Vereinsgeschichte stehen fünf Namen: Theodor Borgwerth, Johann Hachmann, Johann Kleinhager, Heinrich Rockholt und Fritz Schulte Rebbelmund der Ältere.
Ihr Anliegen war die Vereinsgründung "Zum Zwecke der Heimatliebe, zur Wahrung der Schützentradition, aus Liebe zu den alten Bräuchen und zur Förderung des geselligen Lebens". Diesen Idealen schlossen sich schnell und mit großer Begeisterung viele Rentforter Bürger an. In der Gaststätte Kleinhager - später Klußmeier bzw. Papengatt - fand die konstituierende Gründungsversammlung mit der Bildung eines Vorstandes statt und der Festlegung von Statuten. Von diesen Statuten sind das Feiern eines Schützenfestes alle vier Jahre und das Weihnachtspreisschießen am Sonntag vor Weihnachten bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben.
Alle Schützen gingen gleich daran, ein Schützenfest zu feiern. So fand dann am 7. und 8. August 1898 das 1. Schützenfest bei der Wirtschaft Wachtmeister in Rentfort statt. Neben vielen anderen Vorbereitungen wurde eine Fahne beschafft. johann Kleinhager und johann Hachmann sammelten das Geld bei den Rentforter Bürgern. Der Anschaffungspreis betrug die für damalige Verhältnisse hohe Summe von 350 Mark. Da im Jahre 1902 zum letzten Male ein gemeinsames Schützenfest aller Gladbecker Vereine gefeiert wurde, wurde das 2. Rentforter Schützenfest im Jahre 1904 vom 16. bis 18. Juli auf dem Festplatz bei Piepenbrockshof an der Kampstraße, im Winkel der heutigen Margarethen- und Johowstraße abgehalten. Danach folgten bis zum ersten Weltkrieg in regelmäßigen Abständen von zwei Jahren je ein Schützenfest und je ein Schützenerinnerunsfest, die ganz im Zeichen des wirtschaftlichen Aufstiegs standen. Dem damit verbundenen Zuzug von Siedlern begegnete man ohne Gegensätze, mit gutem Willen und Schützengeist, so daß der Verein durch deren Anschluß erstarkte.
Die Bildung der Rentforter Schützengemeinschaft wurde jedoch nicht nur durch die Feste erreicht. Die Ideale der Kameradschaft, Vaterlandsliebe, Heimattreue und Religion wurden durch kleinere Geselligkeiten verwirklicht. Man war mit solcher Begeisterung bei der Sache, daß am 28. 12. 1905 durch die Polizeiverwaltung ein Schreiben an den Vereinsvorstand erging, in dem ein Übermaß der Belustigungen Einhalt geboten werden sollte. Dies hielt jedoch den Verein nicht davon ab, in seinem Sinne weiterzumachen. Es kam, wie es kommen mußte; am 31. 8. 1906 erging an den geschäftsführenden Vorstand eine Strafverfügung wegen fehlender Genehmigung einer von sich aus erweiterten Tanzlustbarkeit. jeder sollte drei Mark Strafe zahlen oder ersatzweise ein Tag Haft.
Daß der Verein dadurch nicht in den wirtschaftlichen Ruin getrieben wurde, beweisen seine Spenden für wohltätige Zwecke. Josef-, Wilhelm- und Elisabethschule erhielten Beträge, damit die Kinder größere Ausflüge unternehmen konnten. Weitere Spenden gingen an verschiedene kirchliche und karitative Institutionen. Während der Vorbereitungen für das Schützenerinnerunsfest am 26. 7. 1914 fielen die Schüsse von Sarajewo. Doch im Vertrauen auf Deutschlands Stärke und der Zuversicht, daß es dem Kaiser gelingen werde, einen Krieg zu verhindern, feierte man an der Kirchhellener Straße am Böcklersfeld das letzte Fest vor dem Kriege.
Schon wenige Tage nach dem Schützenerinnerunsfest mussten 34 Schützen und der damalige Schützenkönig Theodor 1. in den Dienst des Vaterlandes treten. Im weiteren Verlauf wurden noch viele Schützen zu den Waffen gerufen. Die im Felde stehenden Schützen wurden seitens des Vereins immer wieder mit Briefen und" Liebesgaben" unterstützt und betreut. Den Angehörigen stand man mit Rat und Tat zur Seite.
In den letzten Jahren des Krieges wirkte der Verein getreu seinen sich gegebenen Statuten und der Verwirklichung seiner Ideale. In den Protokollbüchern ist immer wieder zu lesen, daß die Unterstützung von Notleidenden immer die Tagesordnung bestimmte. So ist dort zu lesen, daß auf der Generalversammlung am 22. 6. 1916 beschlossen wurde, daß die Kriegsküche Rentfort 50 Mark und Hauptlehrer Kahlmeyer für die bedürftigen Kinder ebenfalls 50 Mark erhält. Danach schweigen die Aufzeichnungen bis 1921.
Nach dem unglücklichen Ausgang des ersten Weltkrieges und als Folge der Revolution erschien zunächst die Zeit für die Schützenvereine vorbei zu sein. Trotz starker Erschütterung mancher Schützenideale besann man sich auf das, was erhalten geblieben war - die Heimat und die Freundschaft. Und je mehr durch Revolutionswirren und Währungsverfall viele Lebensbereiche in Gefahr gerieten, je mehr besann man sich auf den Wert der Kameradschaft, der Heimatliebe und des Brauchtums. Angeführt von vielen alten Schützen, die dein Schützenverein Rentfort über den Krieg hinaus die Treue gehalten hatten, ,ging man an die Wiederbelebung des Vereins. Diese Pflegestätte wurde auch von der Jugend, die durch die Kriegsjahre in ihrem Denken gelitten hatte, begeistert angenommen.
So wurde dann schon am 14. und 15. August 1921 das erste Nachkriegsschützenfest an der Kirchhellener Straße nahe der Lohstraße gefeiert. Zwar litt das Fest unter den schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen. Dennoch zeigte das Fest, daß sich durch die Geselligkeit bei den Rentfortern wieder ein Wirgefühl entwickelte.
Nicht unerwähnt sollten auch die Spenden an Hilfesuchende bleiben, die bei dem Rentforter Verein immer wieder auf offene Ohren stießen. So wurden die schriftlichen Bitten vom 27. 8. 1927 des Kaplan Poppe von der Josefkirche erhört und die damals enorme Summe von 700 Mark als Beihilfe für die Bibliothek und den kath. Jugendverein gespendet.
Doch die enge Anbindung an die Kirche erschöpfte sich nicht nur in materiellen Dingen. Zur Würdigung der Kirche und des Gottesdienstes wurde 1922 auf Anregung durch den Rektor der Josefschule Adalbert Kahlmeyer eine Ehrengarde aufgestellt, die bei kirchlichen Feiern und Prozessionen der Josefsgemeinde dem Allerheiligsten durch die Rentforter Schützen das Ehrengeleit ,-u geben. Einen Rückschlag für den Rentforter Verein brachte das Jahr 1923. Ausgelöst durch Ruhrbesatzung am 11. 1. 1923, Aufruf zum Widerstand, Streiks usw. wurde der Verein am 12. 5. 1923 aufgelöst, um den Besatzern keine Handhabe gegen den Schützenverein zu bieten. Waffen, Fahne, Akten und Königsinsignien wurden versteckt. Auch die Verhaltung und Vernehmung des damaligen Majors Jockenhöfer brachte den Besatzern nicht den gewünschten Erfolg. Die Aufzeichnungen berichten, daß" ein Kerndeutscher Mann nicht dem Druck der Besatzer wich".
Nach der Räumung des Ruhrgebietes nahm der Verein am 1. 7. 1925 seine Arbeit wieder auf. Sogleich ging man daran, für das ausgefallene 25jährige Bestehen ein Schützenfest auszurichten. So wurde vom 27. bis 29. August 1927 das 6. Schützenfest abgehalten, welches gleichzeitig als 25jähriges Jubiläum gefeiert wurde. Angesichts der Jubiläumsfeier wurde aufgefahren, was das Zeug hielt. Die Abrechnung des Festes ergab einen Betrag von 11680,62 Reichsmark, worin für Bier und Wein 3604,80 RM und für Milch 9,20 RM aufgewendet wurde.
In der Folgezeit suchte man den Kontakt mit anderen, wieder erwachsenen Gladbecker Brudervereinen. Auf Initiative des seit 1928 im Amt befindlichen Oberst Jockenhöfer schloss man sich nach einiger Vorbereitungszeit am 11. 8. 1932 im Schützenhof Kiekenberg zu einer Interessengemeinschaft zusammen. Doch die Kontaktpflege begann schon wesentlich früher. Bereits am 12.4.1929 erhielt man eine offizielle Einladung des Schützenvereins Hubertus Zweckel für deren Fahnenweihe und Schützenfest am 3. 8. 1929 und am 18. 9. 1932 erschienen die Rentforter zahlreich zur Fahnenweihe des Schützenvereins Butendorf auf Haus Wittringen.
Zur gleichen Zeit liefen bereits die Vorarbeiten für das Schützenerinnerunsfest 1930, welches am 11. und 12. 5. neben dem Vereinslokal Kremer "an der Endstelle Straßenbahn Rentfort" stattfand. Dieses Fest stand wohl ganz im Zeichen der nationalen Mentalität. Als die Tageszeitung am 7. 5. 1930 meldeten daß Max Schmeling wohlbehalten zu einem Kampf in "Neujork" angekommen ist, zeigten die Rentforter ihm, wie er seinen Gegner schlagen könne. So wurde dann auch am 18. 5. 1930 ausführlich über die Prügelei des Obersten mit seinen Schützen berichtet.
Auch wirtschaftlich konnte man zufrieden sein. Mit einem Überschuss von 31,50 Mark konnte das Fest abgeschlossen werden. Auf Grund der wirtschaftlichen Lage beschloss man auf der Generalversammlung am 15. 3. 1931, das nach den Statuten in diesem Jahr stattfindende Schützenfest eventuell auf das Jahr 1932 zu verschieben. Trotzdem wurden verschiedene kleine Feste gefeiert.
Aber trotz der damaligen Notlage wirtschaftete man ordentlich. Und so konnte man in der Jahreshauptversammlung am 20. 3. 1932 den Monatsbeitrag für die Mitglieder von 50 Pfennig auf 25 Pfennig senken. Ein auf der gleichen Versammlung getroffener Beschluss zeigt, daß der Rentforter Schützenverein immer wieder half, wo er nur konnte. Er bestand darin, "daß solche Mitglieder, die sich in Not befinden, einen Beitrag bis zu 20 Mark aus der Vereinskasse erhalten können".
Noch ahnte man nichts von der schweren Zeit, die über die Rentforter Schützen hereinbrechen sollte, als der 148 Mitglieder starke Verein auf der Jahreshauptversammlung am 19. 3. 1933 einstimmig die Abhaltung eines Schützenfestes beschloss. Dennoch waren erste Anzeichen vorhanden, denn überraschenderweise trat Oberst Jockenhöfer als Vorsitzender zurück. Da dies vor einem Schützenfest nicht üblich war, bleibt die Vermutung, daß er den neuen Machthabern nicht mehr tragbar erschien. Obwohl auf dem Schützenfest vom 22. bis 24. 7. 1933 auf dem Sportplatz an der Hegestraße zu den Festlichkeiten noch die Kreisleitung der NSDAP ihr Wohlwollen gegenüber der Schützensache aussprach, arbeitete die Politik schon an der Gleichschaltung der Vereine. Doch auf dem Schützenfest feierte man erst einmal recht unbeschwert. Zum ersten Mal statteten alle Gladbecker Schützenvereine den Rentfortern zu ihrem 35jährigen Bestehen einen Besuch ab. Für die Leber gab es an der Theke ein Bier für 0,20 RM und für den Magen eine Filet Beefsteak mit Salat für 1,50 RM.
In der Folgezeit blieben die Rentforter ihrer grundsätzlichen Auffassung gegenüber ihrer Tradition und ihren Idealen treu. Jedoch mussten sie gegenüber den damaligen Machthabern einige Zugeständnisse machen, um das Überleben des Vereins zu gewährleisten. So mußte z. B. auf der Generalversammlung am 17. 3. 1934 ein Verbindungsführer zur NSDAP ernannt werden. Die Kontrolle des Vereins wurde bei kleinsten Feiern durchgeführt. Selbst Familienfeiern liefen über die Genehmigungsschiene Orts-, Kreis- und Gauleitung der NSDAR Schließlich mußte der Verein seine Selbständigkeit aufheben und im Rahmen der Gleichschaltung dem Deutschen Reichsbund für 1-eibesübungen als Mitglied am 31. 3. 1936 beitreten.
Zu leiden hatte der Verein auch in seiner Mitgliederentwicklung. Während nach dem Schützenfest 1933 deren Zahl auf 204 angewachsen war, verringerte sie sich nach der Bestandsmeldung vom 30. 1. 1937 an die Gauleitung auf 172 Mitglieder.
Wie vorsichtig die Vereinsführer im Umgang mit der Politik taktierten, um das innere Gefüge des Vereins zu erhalten, ist aus der Jahreshauptversamm1ung vom 7. 3. 1937 zu ersehen:
"Mit gesteigerter Opferbereitschaft im Kampf gegen Hunger und Kälte sei es gelungen, dem Winterhilfswerk einen Betrag von 200 RM zu überweisen.
Ganz besonderes Augenmerk will man den Jungschützen widmen, damit sie beim Eintritt in Arbeitsdienst oder Reichsheer ... als vorgebildete Kerle ihren 'Vorgesetzten Freude bereiten."
Weiterhin hielt oder beteiligte man sich an Veranstaltungen, die den Zielen der Partei dienten, um sich deren Wohlwollen zu sichern.
So ging man in das verhängnisvolle Jahr 1938. Zunächst aber wurde noch das Schützenfest zum 40jährigen Jubiläum in Angriff genommen, welches vom 6. bis 8. August auf dem Festplatz an der Hegestraße stattfand.
Doch hierbei kam es zum offenen Krach mit der Obrigkeit und den Parteistellen. Getreu ihrer Überzeugung und ihrer Tradition hatten die Schützen den Festsonntag mit dem Besuch des Gottesdienstes begonnen und auch die Rentforter Geistlichen, wie immer zuvor, zu den Ehrenschüssen beim Königsschießen eingeladen. Das veranlasste den Bürgermeister, den Protektor, die Behörden und die Parteiorgane, ihre Teilnahme am Fest einheitlich in ihren Schreiben (alle am 5. 8. 1938 geschrieben) zu ihrem größten Bedauern abzusagen. Die Folge davon war, daß am Montag infolge Fehlens weltlicher Behörden die Proklamation des neuen Königs zum ersten Mal in 40 Jahren durch den ältesten Vertreter der Kirche, Pfarrer Reckmann, vorgenommen wurde.
Doch nun ging es Schlag auf Schlag. Am 22. 8. 1938 erging durch den Gauschützenführer an den Verein die Weisung, unverzüglich einen neuen Vereinsführer zu wählen, der das Vertrauen der Partei genießt. Nur vier Tage später wurde die Weisung widerrufen und dem Verein jegliche Tätigkeit untersagt. Dagegen erhob am 12. 9. 1938 der Verein beim Deutschen Schützenverband Einspruch. Doch bevor dieser bearbeitet wurde, platzte im Schreiben der Geheimen Staatspolizei vom 21. 11. 1938 die Bombe. Wegen Singens eines Liedes wurde der Schützenverein Rentfort mit sofortiger Wirkung aufgelöst, da eine Betätigung des Vereins wegen des staatsfeindlichen Verhaltens seiner Mitglieder nicht mehr geduldet werden kann. Das Vereinsvermögen wurde eingezogen.
Doch ganz kampflos gab man nicht auf. Am 15. 2. 1939 schrieb man noch einmal an den Deutschen Schützenverband, doch deren Antwort vom 23. 2. 1939 mit dem Inhalt, daß gegen eine Entscheidung der Gestapo ein Einspruchsrecht nicht beurteilt werden kann, bedeutete das endgültige Aus für den Schützenverein Rentfort.
Was dem Verein nach der Auflösung noch verblieben war - Fahne, Degen und Königskette - wurde später ein Opfer des Krieges und der Beschlagnahme beim Einmarsch unserer Kriegsgegner im Jahre 1945. Lediglich die Aufzeichnungen konnten an einem geheimen Ort versteckt werden. Nach dem Kriege ruhte das Schützenwesen. Die schwere Zeit bis 1948 war geprägt, die Heimat wieder aufzubauen und das Überleben zu sichern. Doch kann man davon ausgehen, daß sich im "Untergrund" wieder ein Schützenwesen entwickelte und nur der geeignete Zeitpunkt für eine Erneuerung abgewartet wurde.
Am 5. 7. 1949 war es soweit. Alle Gladbecker Schützenvereine kamen aus der "Versenkung" und baten die Militärregierung um Genehmigung, das Schützenwesen in Gladbeck wieder aufleben zu lassen. Man kann sich vorstellen, wie groß die Freude war, als die Militärregierung mit Schreiben vom 15. 7.1949 die Schützentätigkeit in Gladbeck zuließ. Damit war der Grundstock für die nachfolgende Aufbauarbeit geschaffen.
Welch ein Tag für den Schützenverein Rentfort: Am 28. 10. 1951 nahm der Verein nach 13jähriger Ruhepause in der Gaststätte Wachtmeister mit 28 Schützen seine Tätigkeit wieder auf. Zunächst beschloss man einfach, die Auflösungsverfügung als ungültig zu betrachten. Mit dem Willen, alte Traditionen und Sitten hochzuhalten und das Werk der Väter weiterzuführen, wurde diese erste Versammlung beendet.
Die nachfolgenden Aufzeichnungen aus dem Protokollbuch des Vereins lesen sich spannender als ein Roman. Doch wer sie liest, kann ermessen, mit welchem Gefühl und Liebe die Rentforter zu ihrem Schützenverein standen. So erfährt man aus dem Jahresbericht 1952: Somit war das verflossene Jahr ein stilles Jahr der Aufbauarbeit und des Wiedereinführens in die gute alte Tradition. Es ist ... Tatsache, daß ... Mitglieder dem Verein die Treue hielten.
Mit 123 Mitgliedern und einem Vereinsvermögen von 414,99 DM war man recht stolz auf diesen Anfangserfolg.
Die Teilnahme an den Schützenfesten in Zweckel und Gladbeck-Mitte zeigt, Li aß das Schützenwesen zu neuem Leben erwachte. Doch zunächst mußte eine neue Königskette und eine neue Fahne angeschafft werden. Hier zeigte sich, wie sehr die Rentforter Bürger sich mit ihrem Verein identifizierten. Durch zahlreiche Spenden konnte bereits am 22. 3. 1953 die Königskette angeschafft werden und am 29. 11. 1953 wurde im Saal des Vereinswirtes Kleimann die Fahne durch den Stadtdirektor Rupiper eingeweiht.
Nachdem der Grundstock geschaffen war, konnte man an die Ausrichtung des ersten Schützenfestes nach dem Krieg gehen. Vom 24. bis 26. 7. 1954 wurde in Rentfort Schützenfest gefeiert.
Den Aufzeichnungen nach zu urteilen, muß es ein Fest der Superlative gewesen sein. Dies ist eigentlich nur so zu erklären, daß es sich für alle Beteiligten wie eine Befreiung ihrer Entzugserscheinungen darstellte. Wenn schon allein etwa 900 Schützen an dem Umzug teilnahmen, kann man sich vorstellen, wieviele Bürger bei dem Festzug an der Straße standen. Welchen Wert dieses Fest auch für die Stadt hatte, ist daran zu sehen, daß die Stadtbildstelle darüber sogar einen Film drehte.
Die Zeit nach dem Kriege war natürlich davon geprägt, das zerstörte Land wieder aufzubauen. Harte Arbeit war nötig, um die wirtschaftlichen Grund-
lagen wieder herzustellen. Freizeit und die damit verbundenen Angebote, wie sie heute vorhanden sind, gab es wenig. Auf der Grundlage der alten Traditionen bot der Verein nach seiner Wiederbelebung der Bevölkerung das, was sie so lange vermisst hatte. So war es nicht verwunderlich, daß der Verein 1954 auf etwa 300 Mitglieder angewachsen war. Um eine übersichtliche Betreuung zu erreichen, wurde 1955 eine neue Satzung erstellt, in der die gebildeten Kompanien ihren festen Platz einnahmen (siehe auch "Entstehung der Kompanien").
Nachdem der Verein mit Umsicht die Absplitterung einiger Mitglieder hingenommen hatte, wurde kontinuierlich Aufbauarbeit betrieben. So konnte man dann 1958 das 60jährige Bestehen des Vereins feiern.
Bis zum Jahre 1967 konnte man in Ruhe Vereinsarbeit leisten. Unbehelligt von politischen Gegebenheiten und Wirren suchte man ständig, den Verein stabil in seiner Struktur zu gestalten. Schritt für Schritt konnten Verbesserungen des inneren Aufbaus erzielt werden. Als 1962 das nächste Schützenfest gefeiert wurde, konnte man stolz die Anschaffung der neuen Degen der Öffentlichkeit präsentieren. Jedoch blieb der Verein in der Folgezeit nicht von wirtschaftlichen Fluktuationen verschont. Nach dem Schützenfest 1966 war der Mitgliederstand so weit gesunken, daß mit dem Jahre 1967 eine Neuorientierung und Neubildung der Kompanien erfolgen mußte.
1968 feierte der Verein sein 70jähriges Gründungsfest. Mit diesem Fest beginnt die Neuzeit des Vereins. Wie viele andere Vereine auch, arbeitet man daran, sein Vereinswesen zu stärken. Geschichtliche Höhepunkte gibt es wenige. Intern dürfte dies nur die Inthronisierung 1966 und 1970 von Bernhard Schulte Zurhausen sein, der bis heute dem Verein als Kaiser voransteht.
Mit dem 75jährigen Gründungsfest 1973 stellte sich die regelmäßige Abhaltung eines Schützenfestes alle vier fahre ein. Man braucht nicht mehr gegen äußere Einflüsse zu kämpfen, wie es in den ersten 60 Jahren der Fall war. Einhaltung von Gesetzen, Richtlinien und Auflagen sind die Art von Kampf, die heute geführt werden. Da sie jedoch den Erfordernissen der Zeit entsprechen und nicht der Willkür unterliegen, wird sie immer wieder bewältigt.
Von Mitte der 60iger bis Mitte der 70iger Jahre mußte der Verein einen Mitgliederschwund hinnehmen. Doch von 1977 bis 1987 verhalf der damalige Vorsitzende Bernhard Lindemann dem Verein zu besonderem Aufschwung und Ansehen. Dieses wurde von den nachfolgenden Vorsitzenden weitergeführt, so daß der Verein heute stabil dasteht.
Die Fortführung der Werte, wie sie unsere Gründerväter aufgestellt haben, zeigt, daß das Wesen und Wirken des Vereins nichts an seiner Attraktivität ,verloren hat. Und das alte Werte nicht als verstaubt angesehen werden, zeigt sich darin, daß immer wieder junge Leute den Anschluß an unseren Verein suchen.
1998 feiert der Schützenverein Rentfort sein 100jähriges Gründungsfest. Auf Grund der vorangegangenen Geschichte kann die Behauptung aufgestellt werden, daß der Verein auch den Weg ins neue jahrtausend meistern wird.
Arbeitslosigkeit, Gesundheitsreform, Rentenreform - dies sind heute Themen, mit der sich jeder einzelne auseinandersetzen muß. Doch um wie viel leichter wird die Bewältigung dieser Thematik sein, wenn er etwas vorfindet, was ihm den nötigen Rückhalt gibt. Geselligkeit und Kameradschaft sind die Ruheräume, die er im Schützenverein Rentfort findet. Und diese Grundlagen werden auch noch im nächsten Jahrtausend Bestand haben.
Die Chronik wurde aus alten Unterlagen und Dokumenten erstellt. Personen wurden nur dort namentlich erwähnt, wo sie eine besondere Bedeutung für den Verein hatten, da eine namentliche Aufstellung von Majestäten und Vorsitzenden an anderer Stelle erfolgt.
Mein besonderer Dank gilt all denjenigen Schützen, die diese wertvollen historischen Unterlagen und Dokumente aufbewahrt und durch die Wirren der Zeit gebracht haben. So ist dem Schützenverein Rentfort 1898 eine Geschichte erhalten geblieben, die von der Nachwelt jederzeit nachvollzogen werden kann.
In diesem Sinne: Gut Schuß
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Anliegen der Vereinsgründung war: "Zum Zwecke der Heimatliebe, zur Wahrung der Schützentradition, aus Liebe zu den alten Bräuchen und zur Förderung des geselligen Lebens". Die damalige Formulierung mag zwar heute als etwas verstaubt angesehen werden, doch das inhaltliche Wirken dieser Werte - abgestimmt auf die jeweilige Zeit - sicherte dem Verein trotz vieler Höhen und Tiefen, daß sein Bestehen nie wirklich gefährdet war.
In der heutigen Zeit sind Schützenvereine dafür bekannt, daß dort Schießsport betrieben wird und auch Schützenfeste abgehalten werden. Dies ist die eine Seite. Weniger bekannt dürfte sein, daß Schützenvereine eng an Kultur und Gedankengut ihrer Örtlichkeit angelehnt sind. In diesem Sinne entstand das Wort Schützenverein aus dem Grundwort ‚beschützen' oder auch ‚sichern'.
Diese Werte hat sich der Schützenverein Rentfort, trotz der wechselvollen Geschichte unseres Landes, immer bewahrt. Die heutige Welt mit Computer und Internet ist die eine Seite. Wer auch eine andere Seite mit "Handarbeit" kennenlernen will, dem steht der Schützenverein jederzeit offen.
In diesem Sinne
Gut Schuss
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